Rückblick 1901–13 (1955; enhanced re-ed., 2006)
Wassily Kandinsky, Ludwig Grote (intro., 2006)Excerpt from the introduction:
Im Mai 1913 hat Kandinsky den Rückblick auf sein Leben und Schaffen niedergeschrieben – als er 47 Jahre alt war. Das erste abstrakte Aquarell hatte er 1910 geschaffen. In den folgenden drei Jahren war eine Kette herrlichster rein abstrakter bilder entstanden, doch gab es neben diesen andere, denen noch ein Objekt zugrunde lag. Erst 1913 löste sich Kandinsky endgültig von der Dingbezeichnung.
In diesem Zeitraum fand nicht nur die epochale blaue-Reiter-Ausstellung statt. Es erschienen auch in kurzem Abstande die Schriften Kandinskys, welche die geistige bewegung fundierten: Der blaue-Reiter-Almanach, „über das Geistige in der Kunst“, die bühnenkomposition „Gelber Klang“ und das buch „Klänge“, das Gedichte und Holzschnitte vereinte. Hans Goltz veranstaltete 1912 die erste umfassende retrospektive Ausstellung Kandinskys. Dieses Triennium stellt die dramatischste Epoche der modernen Kunst dar, in welcher sie radikal und kühn bis an die äußersten Grenzen ihrer Möglichkeiten vorstieß. Es waren auch die drei großen siegreichen Jahre Kandinskys, in denen sich seine Malerei in einzigartiger Produktivität entfaltete. Er erreichte die Klarheit …